Das Interview mit Fabian Bleck – Basketball-Profi bei den Crailsheim Merlins

Bekomme einen Einblick in die reflektierte Sicht von Fabi hinsichtlich Fehler, Alltagsgestaltung und auf Trainer! Prädikat: Besonders für junge SportlerInnen zu empfehlen

Name: Fabian Bleck (erfahre mehr über Fabi unter Link)

Alter: 27

Sportart: Basketball – 1. Deutsche Bundesliga

Thema Wettkampfvorbereitung:

Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag vor dem Wettkampf vor? Was machst du für dich und warum?“

Fabian: „Videoanalyse vom Gegner. Spielsysteme analysieren/wiederholen und die einzelnen Spieler beobachten, um auf bestimme Spielsituationen vorbereitet zu sein. Gesund/normal ernähren damit ich gut schlafen kann und dadurch gut erholt für das Spiel bin. Ich bleibe nicht zu lange wach, um erholt und fit für das Spiel zu sein.“

Sebastian: „Und machst du noch etwas besonderes am Abend? Manche sehen sich bewusst eigene Szenen an oder schauen einen Film.“

Fabian: „Am Abend mache ich nichts mehr bestimmtes was das Spiel angeht. Versuche da was anderes zu machen.“

Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag des Wettkampfs auf den Start vor? Was machst du für dich und warum?“

Fabian: „Vor allem bei Heimspielen die gleiche Routine durchziehen. Ernährung, Mittagsschlaf, Tasche packen und fertig machen für das Spiel. Immer zur gleichen Zeit in die Halle fahren. Keine spontanen Erledigungen. Grund: besten Fokus auf das Spiel zu bekommen. Keine Ablenkung.“

Sebastian: „Was machst du die letzten Minuten, um dich auf den Wettkampf vorzubereiten? Was genau machst du bewusst oder unbewusst, um dich so richtig auf den Wettkampf einzustellen? Nutzt du bestimmte mentale Werkzeuge, Verhaltensweisen oder Vorgehen dazu?“

Fabian: „Mögliche Situationen im Spiel vorstellen. Kleine Ziele vornehmen und vorstellen. Einen Punkt fokussieren und 4 Klänge und 4 Gegenstände bewusst wahrnehmen und aufsagen um einen gewissen Fokus zu bekommen.“

Sebastian: „Darf ich fragen, was für Ziele du dir für ein Spiel vornimmst?“

Fabian: „Die Duelle gegen meine direkten Gegenspieler gewinnen. Und Rebounds.“

Thema Motivation:

Sebastian: „Was ist dein Ziel als Sportler? Was motiviert dich, damit du die Mühen aufnimmst?”

Fabian: „Spaß am Spiel. Möglichst großer Erfolg. Anerkennung. Leuten zeigen, was mit 100% Einsatz möglich ist, egal welche Hindernisse es gibt.“

Sebastian: „Was machst du, wenn du vor einem Training mal keine Motivation hast?“

Fabian: „Nichts. Training findet statt, ob mit oder ohne Motivation. Daher befasse ich mich nicht damit.“

Sebastian: „Wie gehst du da mit dir um?“

Fabian: „Ich ziehe das Training professionell durch. Das Team ist darauf angewiesen, dass alle Spieler in jedem Training versuchen ihr Bestes zu geben. An schlechten Tagen, die jeder haben kann, sollen Mitspieler einen aufbauen und pushen.“

Thema Persönlich:

Sebastian: „Was würdest du deinem 14-jährigen Ich für einen Tipp geben, den du damals hättest gebrauchen können?“

Fabian: „Sport ist ein großer Teil deines Lebens, aber nicht alles. Vergiss die anderen Beziehungen im Leben nicht und versuche es nicht allen recht zu machen. Mach dein eigenes Ding abseits vom Sport.“

Sebastian: „Toller Rat für junge Spieler! Wann war der Punkt als du dich für den Leistungssport bzw. für eine professionelle Karriere entschieden hast? Was war der Auslöser bzw. Grund?“

Fabian: „Bei meinem Schulwechsel von der Grundschule zum Gymnasium habe ich darauf geachtet, dass Basketball in der Schule gefördert wird. Daraus ergab sich ein Vereinswechsel in die Nachbarstadt in einen größeren Verein. Durch gute Leistungen in den Jugendmannschaften empfahl ich mich für die Landesauswahl und damit für die Jugendnationalmannschaft. Nach einigen größeren Turnieren mit den U- Nationalmannschaften bin ich in den Profikader meines Heimatvereins gerutscht. Vermutlich war also der Schulwechsel, verbunden mit dem Vereinswechsel ausschlaggebend. Danach folgte alles nacheinander und wirkte fast schon vorgeschrieben. Die Berufungen in die U-Nationalmannschaften war dann eine Bestätigung, dass es wirklich klappen kann.

Sebastian: „Was machst du morgens, um gut in einen Tag zu starten?“

Fabian: „Ich mache mir jeden Morgen das gleiche/ähnliche Frühstück.“

Sebastian: „Gibt es hier noch weitere Dinge, die du bewusst machst?“

Fabian: „Vor dem Vormittags-Training ziehe ich mich immer zuhause um und bin dann in der Halle direkt bereit um mich selber warm zu machen mit meinen eigenen Übungen.“

Sebastian: „Welcher Spruch, Buch oder Mensch hat dich am meisten beeinflusst auf deinem Weg?“

Fabian: „Stay true to yourself als Spruch. Ein ehemaliger Trainer, der sich in meiner wichtigsten Entwicklungsphase (16-22 Jahre) fast täglich begleitet hat.“

Sebastian: „Was machst du in deiner Freizeit, wenn du kein Training/Wettkampf hast? Warum machst du das?“

Fabian: „Ich lese viele Sachbücher, gucke Videos oder höre Podcasts um mich in anderen Bereichen weiterzubilden. Ich verfolge ein Fernstudium um vorbereitet zu sein wenn das Karriereende kommt. Ansonsten chille ich schaue Serien um abzuschalten. Zudem gehe ich gerne aus Genuss essen und Pflege damit meinen Körper um für das nächste Training/Wettkampf vorbereitet zu sein.“

Sebastian: „Das ist eine tolle und wertvolle Perspektive! Danke dafür! War das immer so oder hat sich das im Laufe der Zeit verändert?“

Fabian: „Am Anfang meiner Karriere war das anders. Die Motivation was anderes zu machen bzw. mich weiterzubilden war als junger Mensch leider nicht so groß. Daher überwogen da Serien schauen und chillen. Wort wörtlich merkte ich, wie ich verblöde. Mit der Erkenntnis begann ich mehr zu lesen, mein Studium voran zu treiben und mich einfach weiterzubilden. Dazu kam im Laufe der Karriere, dass ich mich immer weiter verbessern wollte, nicht nur im Training. Ich fing an, mich mit Themen wie Ernährung, Schlaf, mentale Arbeit etc. zu beschäftigen.“

Thema Misserfolg:

Sebastian: „Wodurch verlierst du den Fokus im Wettkampf oder Training? Fehlversuch, Schiedsrichterentscheidung…?“

Fabian: „Durch meine Arbeit mit meinem Sportpsychologen habe ich es geschafft, mich nicht so leicht ablenken lassen. Früher verlor ich häufig den Fokus nach Fehlwürfen und anderen Fehlern im Spiel.“

„Wie findest du nach einem Fehler oder Misserfolg wieder den Fokus? Gibt es ein Werkzeug, ein Verhalten oder Vorgehen, dass du da nutzt?“

Fabian: „Ich beachte diese Fehler nicht mehr in dem Maße, dass sie mir den Fokus rauben. Ich kann die Fehler gut einschätzen und weiß mittlerweile, dass sie zu meiner Sportart gehören.“

„Was bedeutet für dich ein Fehler oder Rückschlag im Training oder Wettkampf? Gibt es Unterschiede zwischen Training und Wettkampf?“

Fabian: „Im Training haben Fehler theoretisch nicht so große Bedeutung wie im Spiel. Wir trainieren um Fehler zu machen, damit sie im Spiel nicht passieren. Im Training sehen nur deine Trainer und Mitspieler die Fehler, in den Spielen bewerten noch Fans, Kommentatoren etc. deine Missgeschicke. Die Sichtweise verändert sich ein wenig. Für mich verändert sich allerdings nichts. Die Fehler bleiben die gleichen, daher bemesse ich sie nicht anders im Spiel oder Training.“

Sebastian: „Eine sehr reflektierte und für junge Spieler wertvolle Antwort! Hat sich diese Bedeutung verändert?“

Fabian: „Auf jeden Fall. Früher wollte ich auf gar keinen Fall Fehler machen. Als junger Spieler bekam ich nur so eine Chance im Profiteam zu spielen. Und wenn ich einen Fehler im Spiel gemacht habe, saß ich schnell wieder auf der Bank. Mit meiner Erfahrung hat sich mein Fokus geändert. Wenn ich mich nur darauf konzentriere keine Fehler zu machen, kann ich nicht frei spielen und mache damit bereits einen Fehler. Heute kann ich einfach spielen ohne mich darum zu kümmern.“

Thema nach dem Wettkampf:

Sebastian: „Was machst du direkt nach dem Wettkampf? Wie bereitest du einen Wettkampf nach?“

Fabian: „Gut essen und ausrollen/dehnen. Am nächsten Tag einen Spaziergang oder eine leichte Regenerationseinheit im Fitnessstudio. Video schauen vom Spiel.“

Sebastian: „Wie lange denkst du noch an einen Wettkampf nachdem er vorbei ist?“

Fabian: „Meistens nur bis zu dem Tag an dem wir gemeinsam mit dem Team das letzte Spiel analysieren.“

Sebastian: „Meistens heißt, dass es auch Spiele gibt, die länger im Kopf bleiben?“

Fabian: „Ärgerliche Niederlagen können ebenso wie schöne Siege länger in Erinnerung bleiben. Die Niederlagen hake ich im Laufe der Woche ab. Die Siege bleiben dann gerne mal länger im Kopf.“

Sebastian: „Wie gehst du mit einer Niederlage/schlechten Wettkampf um? Gibt es etwas systematisches?“

Fabian: „Aufbereitung der Fehler/Niederlage alleine und mit dem Team. Alleine: direkt nach dem Spiel mit der Vorstellung von einzelnen Situationen in denen ich beteiligt war. Video am nächsten Tag von den Situationen. Im Team: Videoanalyse vermutlich beim nächsten Training.“

Sebastian: „Wie gehst du mit einem Sieg/guten Wettkampf um? Gibt es hier etwas systematisches?“

Fabian: „Gleiche Vorgehensweise wie bei einer Niederlage nur mit besserer Stimmung.“

Thema Trainer:

Sebastian: „Was macht für dich einen guten Jugendtrainer aus?“

Fabian: „Er/Sie sollte Spaß am Spiel haben und dieses auch vermitteln können. Die Kinder sollten genügend Freiheiten haben um sich spielerisch weiterzuentwickeln. Fehler sollten nicht zu hart bestraft sondern im Nachhinein angesprochen werden. Abwechslungen im Training sollten sich im Gleichgewicht mit Routinen halten. Keine festen Systeme. Die Kinder machen lassen, ohne dauernd zu korrigieren. Sie sollen herausfinden, sich selbst zu korrigieren um ein gewisses Gefühl für bestimmte Bewegungen zu bekommen.“

Sebastian: „Wie stellt ein Trainer zu dir eine zielführende Beziehung her?“

Fabian: „Der Trainer muss ehrlich und direkt zu mir sein, damit ich ihm vertrauen kann. Das reicht mir.“

Sebastian: „Was stört dich an einem Trainer? Wodurch nimmt dir der Trainer die Motivation?“

Fabian: „Wenn Trainer ihre eigene Regeln nicht befolgen, Versprechungen geben die sie nicht halten, nur auf sich selber achten, Spieler unterschiedlich bestrafen, keine andere Meinungen anhören.“

Vielen Dank an PHILIPPREINHARD.COM für die Fotos

Schreibe einen Kommentar