Das Interview mit Jasmin Jüttner – Karate-Kämpferin mit Ambitionen auf ein Ticket für Olympia 2021 in Tokio

Bekomme einen Einblick in die persönlichen Werkzeuge von Jasmin

Der nächste Gast in der Sportrunde: Jasmin Jüttner – Karate-Kämpferin mit Ambitionen auf ein Ticket für Olympia 2021 in Tokio

Alter: 28

Sportart: Karate – Disziplin Kata

Thema Wettkampfvorbereitung:

Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag vor dem Wettkampf vor? Was machst du für dich und warum?“

Jasmin: „Ich versuche bis spätestens 21 Uhr alles für den morgigen Tag gepackt zu haben, so dass ich ab 21 Uhr nur noch im Bett liege und versuchen kann, mich zu entspannen. Ich gehe mental nochmal alle meine Katas durch, und rede mir gut zu.“

Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag des Wettkampfs auf den Start vor? Was machst du für dich und warum?“

Jasmin: „Ich bin frühzeitig in der Halle (circa 2 Stunden vor dem Start des Wettkampfs), um Stress zu vermeiden und mich mit der Umgebung vertraut zu machen. Ich wärme mich lange und gründlich auf, für ein Gefühl der Sicherheit. Ich sorge dafür, dass Ilja (anderer Athlet) wenn möglich beim Aufwärmen dabei ist, um mich zu motivieren. Ich habe immer genügend Wasser, Essen etc. dabei für zwischen den Runden.“

Sebastian: „Das heißt, dein Teamkollege spricht dir positiv zu? Ist das mit Absicht so?“

Jasmin: „Ja mit Absicht. Wir wissen, dass wir das brauchen und wir machen das immer so. Daher sprechen wir das nicht immer nochmal explizit vorher ab. Das gehört einfach dazu.“

Sebastian: „Was machst du die letzten Minuten, um dich auf den Wettkampf vorzubereiten? Was genau machst du bewusst oder unbewusst, um dich so richtig auf den Wettkampf einzustellen?“

Jasmin: „Ich sehe mir die Tatami an, auf der ich gleich starten werde, um mich mit der Umgebung vertraut zu machen/um mich zu orientieren. Ich lasse Efthimios (Trainer) nochmal die wichtigsten Bewegungen vorzeigen und präge mir sein Bewegungsmuster ein. Ich gehe selbst nochmal alle Techniken durch. Ich rede mir gut zu, versuche mich zu motivieren.“

Sebastian: „Darf ich fragen, was du zu dir sagst?“

Jasmin: „Du bist die beste. Du hast hart trainiert, du bist vorbereitet, du hast es dir verdient. Du hast den besten Trainer, den es gibt. Du weißt, dass du super bist. Du hast es dir oft genug selbst bewiesen.“

Sebastian: „Junge Athleten kämpfen ja manchmal mit Nervosität. Wie ist das bei so einer erfahrenen Athletin? Gibt es da auch Nervosität? Was machst du, wenn du nervös bist?“

Jasmin: „Ich bin auch nervös, an manchen Wettkämpfen mehr, an anderen weniger. Aber Aufregung ist IMMER da. Ich konzentriere mich auf mich und meinen kleinen Kreis an Vertrauten um mich herum. Ich konzentriere mich auf meine Atmung und gehe immer wieder meine Katas durch, um Sicherheit zu erlangen.“

Thema Motivation:

Sebastian: „Was machst du, wenn du im Training mal keine Motivation mehr hast?“

Jasmin: „Ich denke daran, was mein größtes Ziel ist, und dass es die Schinderei wert sein wird. Ich führe mir vor Augen, wie viel auch andere für meinen Traum geben (mein Trainer) und das ist oft schon Anreiz genug. Ich denke daran, wie stolz und glücklich ich sein werde, wenn ich das Training trotzdem maximal durchgezogen habe.“

Sebastian: „Wie gehst du da mit dir um, wenn du im Training mal keine Motivation mehr hast?“

Jasmin: „Ich überzeuge mich vom Gegenteil“

Thema Persönlich:

Sebastian: „Was würdest du deinem 14-jährigen Ich für einen Tipp geben, den du damals hättest gebrauchen können?“

Jasmin: „Habe in jedem Training deine Performance auf der Fläche vor Augen. Trainiere nicht, um zu trainieren, sondern überlege bei jeder Technik, ob du die auch genauso im Wettkampf machen möchtest. Lass dich von niemandem kleinreden.“

Sebastian: „Also lieber die Qualität in den Vordergrund, anstelle einfach nur zu trainieren. Das ist ein wertvoller Punkt.“

Jasmin: „Danke. :D“

Sebastian: „Wann war der Punkt als du dich für den Leistungssport bzw. für eine professionelle Karriere entschieden hast?“

Jasmin: „Es stand für mich nie zur Debatte, dass es nicht so ist.“

Sebastian: „Was machst du morgens, um gut in einen Tag zu starten?“

Jasmin: „Guter Kaffee, gutes Frühstück, Training“

Sebastian: „Welcher Spruch, Buch oder Mensch hat dich am meisten beeinflusst auf deinem Weg?“

Jasmin: „Mein Trainer – mit großem Abstand.“

Sebastian: „Und darf ich fragen, auf welche Weise? Was hat er dir wertvolles mitgegeben?“

Jasmin: „Zu sehen , dass über einen sehr langen Zeitraum von mehreren Jahren hinweg, jemand mehr an einen glaubt als man selbst und das zu jeder Zeit ist extrem wertvoll und motivierend. Bei jedem Zweifel fängt er mich sozusagen wieder auf. Wie ein Fallnetz.“

Sebastian: „Was machst du in deiner Freizeit, wenn du kein Training/Wettkampf hast? Warum machst du das?“

Jasmin: „Ins Kino gehen. Nichts machen, als auf der Couch liegen. Lesen und Essen gehen. Freunde treffen. Familie besuchen.“

Sebastian: „War das schon immer so?“

Jasmin: „Ja, das war schon immer so.“

Thema Misserfolg:

Sebastian: „Wodurch verlierst du den Fokus im Wettkampf oder Training? Fehlversuch, Schiedsrichterentscheidung…?“

Jasmin: „Wettkampf: Fehler in der Kata, Schlechte Bewertung, eventuell auch wenn Gegnerinnen sehr stark und sicher auftreten. Training: Wenn die Techniken andauernd nicht gut klappen oder wie gewünscht.“

Sebastian: „Wie findest du nach einem Fehler oder Misserfolg wieder den Fokus?“

Jasmin: „Ich weiß, was ich kann und glaube daran, dass ich es auch zeigen können werde.“

Sebastian: „Und darf ich fragen, wie du dann vorgehst, damit du das den Fokus findest? Sagst du dir, dass du es kannst oder was machst du genau?“

Jasmin: „Ich rufe positive Erinnerungen auf. Worte von anderen, schöne oder erfolgreiche Momente, sehr gute Trainingseinheiten, erfolgreiche Wettkämpfe.“

Sebastian: „Was bedeutet für dich ein Fehler oder Rückschlag im Training oder Wettkampf? Gibt es Unterschiede zwischen Training und Wettkampf?“

Jasmin: „Im Wettkampf hatte ich gerade beim letzte Wettkampf das Gefühl, dass auch wenn eine Kleinigkeit nicht 100 Prozentig gepasst hat, ich dann eher gut fand, wie ich es überspielt habe, anstatt mich darüber zu ärgern, dass es nicht perfekt geklappt hat. Für einen Wettkampf nehme ich mir daher 85% meiner optimalen Leistung zu erreichen, was sehr gut und realistischer ist, als 100% von mir zu erwarten. Und so gehe ich überzeugter an den Wettkampf ran daher mehr von meiner Performance überzeugt. Dies zeigt sich dann auch in der Platzierung /Bewertung seitens der Kampfrichter.“

Thema nach dem Wettkampf:

Sebastian: „Was machst du direkt nach dem Wettkampf? Wie bereitest du einen Wettkampf nach?“

Jasmin: „Feedback und Gespräch mit Efthimios, dann kommt Ilja auch immer direkt danach, meistens, um mich zu bestätigen und aufzubauen. Dann dehne ich mich in einer ruhigen Ecke, bin alleine und versuche meine Katas und den Tag kurz Revue passieren zu lassen. Anschließend gehe ich duschen und schminke mich ab, ziehe mich um, trinke ganz viel und esse etwas.“

Sebastian: „Wie lange denkst du noch an einen Wettkampf nachdem er abgeschlossen ist?“

Jasmin: „Einige Wochen bzw. bis zum nächsten Wettkampf“

Sebastian: „Wie gehst du mit einer Niederlage/schlechten Wettkampf um? Gibt es etwas systematisches?“

Jasmin: „Wenn ich von meiner Leistung überzeugt bin, dann reagiere ich mit sehr viel Wut, Unverständnis und Verzweiflung. Wenn ich denke, dass ich einiges nicht so gut gemacht habe, dann schäme ich mich oft sehr, bin maßlos enttäuscht von mir selbst, wütend auf mich und dann traurig. Danach komme ich aber immer wieder zu dem Gedanken zurück, dass ich genau weiß was ich kann, und dass ich es zeigen werde.“

Sebastian: „Ich bin dir für den Einblick sehr dankbar. Es ist für junge Athleten wertvoll zu hören, dass dies auch bei erfahrenen Sportler schwer ist, mit Niederlagen umzugehen“

Sebastian: „Wie gehst du mit einem Sieg/guten Wettkampf um? Gibt es hier etwas systematisches?“

Jasmin: „Ich fühle mich bestätigt und sehe mich dann manchmal in anderem Licht. Ich überlege, welche Faktoren dazu geführt haben, dass ich gewinne.“

Thema Trainer:

Sebastian: „Was machst du direkt nach dem Wettkampf? Wie bereitest du einen Wettkampf nach?“

Jasmin: „Feedback und Gespräch mit Efthimios, dann kommt Ilja auch immer direkt danach, meistens, um mich zu bestätigen und aufzubauen. Dann dehne ich mich in einer ruhigen Ecke, bin alleine und versuche meine Katas und den Tag kurz Revue passieren zu lassen. Anschließend gehe ich duschen und schminke mich ab, ziehe mich um, trinke ganz viel und esse etwas.“

Sebastian: „Wie lange denkst du noch an einen Wettkampf nachdem er abgeschlossen ist?“

Jasmin: „Einige Wochen bzw. bis zum nächsten Wettkampf“

Sebastian: „Wie gehst du mit einer Niederlage/schlechten Wettkampf um? Gibt es etwas systematisches?“

Jasmin: „Wenn ich von meiner Leistung überzeugt bin, dann reagiere ich mit sehr viel Wut, Unverständnis und Verzweiflung. Wenn ich denke, dass ich einiges nicht so gut gemacht habe, dann schäme ich mich oft sehr, bin maßlos enttäuscht von mir selbst, wütend auf mich und dann traurig. Danach komme ich aber immer wieder zu dem Gedanken zurück, dass ich genau weiß was ich kann, und dass ich es zeigen werde.“

Sebastian: „Ich bin dir für den Einblick sehr dankbar. Es ist für junge Athleten wertvoll zu hören, dass dies auch bei erfahrenen Sportler schwer ist, mit Niederlagen umzugehen“

Sebastian: „Wie gehst du mit einem Sieg/guten Wettkampf um? Gibt es hier etwas systematisches?“

Jasmin: „Ich fühle mich bestätigt und sehe mich dann manchmal in anderem Licht. Ich überlege, welche Faktoren dazu geführt haben, dass ich gewinne.“

Bilder (c)Robin Winters

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